Am 11.09.23 lockte - trotz hochsommerlichen Temperaturen - die 2. Veranstaltung des Digital Implantat Innovation Forum, welches unter der Schirmherrschaft der Digital Health City Hannover und dem NIFE steht, über 100 Interessierte in das NIFE.
Das DIIF Forum widmet sich der Förderung von Expert:innenaustausch und Innovationen im Bereich Intelligente- und Präzisionsimplantate sowie der Digitalisierung in der Medizin.

In der 2. Veranstaltung „Next Generation Individualized Patient Solutions by Additive Manufacturing“ drehte sich alles um den 3D- Druck als ideale Plattform für die personalisierte Gestaltung von Implantaten wie z.B. die Anpassung an die individuelle Anatomie von Patienten.

Dem Publikum wurden spannende Fachvorträge die von Hochleistungsmaterialien für die additive Fertigung über Biokompatibilität 3-D gedruckter Konstrukte sowie den Einsatz und die Grenzen von KI reichten, präsentiert.

Am Nachmittag wurde unter der Anwesenheit des Staatsekretärs des Niedersächsischen Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung Frank Doods, dem Präsidenten der MHH, Prof. Michael Manns und dem Vizepräsidenten der LUH, Prof. Holger Blume das Translationszentrum für Präzisionsmedizin vorgestellt.

Das geplante Translationszentrum ist ein bundesweit einzigartiges Projekt welches die Medizinische Hochschule Hannover gemeinsam mit dem NIFE-Forschungszentrum und den Medizintechnik-Unternehmen plant.  Ein Translations-Hub soll die Kliniken umfassend mit der Grundlagenforschung und Herstellung von Implantaten verbinden, damit Patienten individuell, schnell und mit neuartigen Implantaten aus dem 3-D-Drucker versorgt werden können.

Geschätzt 1 Million Menschen erhalten allein in Deutschland jedes Jahr ein Implantat und der Bedarf steigt im Zuge des demografischen Wandels. Durch die Personalisierung von Implantaten deren sogenannte „Standzeit“ (i.e. Funktionsdauer im Patenten) verlängern und auch schon die Rehabilitationszeiten verkürzen. Möglich wird dies durch die rasanten Fortschritte auf dem Gebiet der Biomaterialien und der additiven Fertigung.

Zusammenfassend war auch die 2. Veranstaltung der Vortragsreihe Digital Implantat Innovation Forum (DIIF) ein großer Erfolg und hat einen ausgezeichneten Austausch zwischen den Expert:innen aus verschiedenen Fachrichtungen ermöglicht. Die vielfältigen Diskussionen und Präsentationen haben neue Perspektiven eröffnet. Wir bedanken uns bei allen Teilnehmern, Referenten und Organisatoren für ihren Beitrag zu diesem gelungenen Event. Wir freuen uns bereits jetzt auf das nächste DIIF Symposium, welches voraussichtlich im Dezember 2023 im NIFE stattfinden und eine neue Gelegenheit bieten wird, Wissen und Ideen auszutauschen.

# 1 Sensorik für Medizin und Implantate von morgen

Am 21.06.2023 fand die Auftaktveranstaltung des Digital Implantat Innovation Forum unter der Schirmherrschaft der Digital Health City Hannover im NIFE statt.

Das Forum, dass sich der Förderung von Expert:innenaustausch und Innovationen im Bereich Intelligente Implantate und der Digitalisierung in der Medizin widmet, lockte ca. 100 Expert:innen trotz sommerlicher Temperaturen in das NIFE.

Die Veranstaltung begann mit inspirierenden Grußworten von Herrn Prof. Windhagen, Vorstand NIFE, der die Teilnehmer:innen herzlich begrüßte und die Bedeutung der Sensorik für die Weiterentwicklung von Implantaten und medizinischen Anwendungen besonders hervorgehoben hat. Es folgte Herr Prof. Bengel als Forschungsdekan der MHH, der die Wichtigkeit des Forschungszentrums NIFE als einen Schwerpunkt der Medizinischen Hochschule hervorhob. Frau Petersen von hannoverimpuls rundetet die Grußworte ab, in dem sie aufgezeigt hat, wie hannoverimpuls zielgerichtete Wirtschaftsentwicklung durch kluge Förderung und Unterstützung möglich macht.

Im Anschluss folgten eine Reihe von Fachvorträgen und eine Diskussionsrunde in denen die Expert:innen ihre neuesten Erkenntnisse und Erfahrungen im Bereich der intelligenten Implantate präsentierten. Thematisiert wurde hier auch der oft steinige Weg von der Idee bis zur praktischen Anwendung und den damit verbundenen Herausforderungen. Die Referent:innen betonten, dass Innovation in diesem Bereich nicht nur technologisches Know-How erfordern, sondern auch regulatorische Aspekte, Ethik und Datenschutz berücksichtigen müssen.

Ebenfalls diskutiert wurden die Vorteile der digitalen Gesundheitsanwendungen, wie z.B. die Fernüberwachung von Implantaten, personalisierte Medizin und verbesserte Patientenversorgung. Gleichzeitig wurden jedoch auch die damit einhergehenden Herausforderungen wie Datensicherheit und Privatsphäre beleuchtet.

Zusammenfasend war die Auftaktveranstaltung ein großer Erfolg. Sie bot eine Plattform für den Austausch von Wissen, Ideen und Erfahrungen. Der interdisziplinäre Charakter des Forums ermöglichte einen ganzheitlichen Blick auf dieses spannende Thema und förderte den Dialog zwischen den Expert:innen aus verschiedenen Fachrichtungen.

Wir freuen uns schon auf die Folgeveranstaltung, die am 11.09.2023 ebenfalls im NIFE stattfinden wird. Weitere Informationen dazu finden Sie in Kürze auf unserer Seite.

Am 14. und 15. Juni 2023 fand das erste von der Deutschen Gesellschafft für Implantatforschung und Entwicklung (DGIFE) initiierte interaktive Doktorandenseminar im NIFE statt. Eingeladen waren Doktoranden*innen aus dem NIFE in der frühen Phase Ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit. Die Dozenten*innen Prof.in Claudia Neunaber, PD. Dr. Janin Reifenrath und Dr. Henning Voigt haben mit den Teilnehmenden mit anschaulichen Beispielen Grundlagen der wissenschaftlichen Arbeit, Versuchsplanung und Publikation von Ergebnissen erarbeitet. Besonders positiv wurde von den Teilnehmenden der interaktive Charakter der Veranstaltung bewertet.

Am 30.06.2023 fand der 2. Science Day der Klinik für Unfallchirurgie im NIFE statt. Der Forschungstag hat eine großartige Gelegenheit geboten,  sich über die neuesten Entwicklungen und Fortschritte in der Unfallchirurgie auszutauschen.Die verschiedenen Arbeitsgruppen der UCH haben Ihren Kolleg:innen Ihre neuesten Forschungsergebnisse und Erkenntnisse präsentiert.Der Forschungstag hat dazu  beitragen, unser Wissen und unsere Fähigkeiten weiter zu stärken und die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Bereichen der Unfallchirurgie zu fördern. Weiterhin bot der Tag eine hervorragende Gelegenheit neue Kontakte zu knüpfen und bestehe Netzwerke auszubauen.

Wir blicken auf einen produktiven Forschungstag zurück und freuen uns auf unseren 3. Science Day der im Frühjahr 2024 stattfinden wird.

Ihr Prof. Stephan Sehmisch

Samuel John, CEO bei der OtoJig GmbH eröffnete das Event mit einem Vortrag über die Rolle der künstlichen Intelligenz als Werkzeug für den Alltag, die Wissenschaft und die Medizin.

John präsentierte Beispiele dafür, wie die KI in der medizinischen Bildbearbeitung eingesetzt werden kann. Durch den Einsatz von Algorithmen, die auf maschinellem lernen basieren, können Ärzte und Forscher wertvolle Informationen gewinnen und fundierte Entscheidungen treffen. In der Hörforschung könne dies bei der Behandlung von Patienten helfen, insbesondere durch die Verbesserung von minimalinvasiven Operationstechniken bei der Cochlea Implantation. Darüber hinaus könne KI auch bei der Entwicklung und Verbesserung von medizinischen Geräten, wie beispielsweise Hörgeräten eine wichtige Rolle spielen.

Im Anschluss präsentierte Prof. Dr.-Ing. Waldo Nogueira seine Forschungsergebnisse zur Anwendung von KI beim Sprachverständnis in lauten Umgebungen bei Cochlea Implantat Trägern. Er erklärte, dass herkömmliche Cochlea Implantate Schwierigkeiten haben, Sprache in Umgebungen mit vielen Hintergrundgeräuschen effektiv zu verstehen.
Er stellt fest, das KI Algorithmen eine vielversprechende Lösung bieten könnten um diese Probleme zu bewältigen. Durch die Verwendung von neuronalen Netzwerken könne KI das Hintergrundrauschen analysieren und die Sprache des Sprechers besser von Störgeräuschen trennen. Dies ermögliche Cochlea Implantat Trägern, Sprache auch in lauten Umgebungen besser zu verstehen und an Gesprächen teilzunehmen.

Beide Vorträge boten einen aufschlussreichen Einblick in die Fortschritte auf diesem Gebiet. Sowohl Samuel John als auch Prof. Nogueira zeigten auf, wie KI zur Verbesserung in der medizinischen Forschung beitragen kann.

Der Kongress begann mit Grußworten des 1. Vorsitzenden der ISPO Deutschland e.V., Michael Schäfer, der die Teilnehmenden herzlich begrüßte und einen kurzen Überblick über die kommenden Tage gab. In den folgenden Tagen wurden zahlreiche Vorträge von renommierten Wissenschaftler*innen und Forscher*innen gehalten, die Ihre Forschungsergebnisse und Erfahrungen rund um das Thema Amputation und Prothesenversorgung präsentierten.

Besondere Highlights waren die Vorträge von PD Dr. Alexander Gardetto aus Italien über die „Fühlende Prothese“  und die Key Note Lecture am Abend von Prof. Rickard Branemark über Bionische Rekonstruktionskonzepte im historischen Alten Rathaus der Stadt Hannover. Den krönenden Abschluss des wissenschaftlichen Kongress-Programms bildeten die Kooperationspartner der Unfallchirurgie aus Boston: Corey L. Sullivan (Brigham Hospital,  Harvard Medical School) und Michael Fernandez (MIT) beeindruckten mit Ihrem Vortrag „Reinventing Amputations“ das Auditorium. Gegenstand war die „AMI-Technik“ , die von  Prof. Hugh Herr (MIT) und Prof. Matthew Carty entwickelt wurde und welche gegenwärtig  in Europa exklusiv an der MHH angeboten wird.

Die Vorträge wurden von lebhaften Diskussionen und einem regen Austausch zwischen den Teilnehmenden begleitet.

Am Freitag gab es neben den Vorträgen auch eine Reihe von Workshops, in denen die Teilnehmenden praktische Fertigkeiten erlernen konnten. Die Workshops waren sehr beliebt und boten den Teilnehmenden eine wertvolle Gelegenheit ihre Kenntnisse und Fähigkeiten „hands-on“ zu erweitern.

Insgesamt war der ISPO Jahreskongress ein großer Erfolg. Die Teilnehmenden waren begeistert von den präsentierten Inhalten und den Möglichkeiten zum Austausch und Networking. Der Kongress hat einmal mehr die Bedeutung der Amputations- und Prothesenversorgung für die medizinische Praxis und die Patientenversorgung unterstrichen und die Teilnehmenden inspiriert, sich weiterhin mit großem Enthusiasmus für die Verbesserung der Amputations- und Prothesenversorgung einzusetzen.

Weitere Informationen bekommen Sie bei

Dr. med. Jennifer Ernst

Fachärztin für Plastische und Ästhetische Chirurgie

Advanced Clinician Scientist Gruppenleiterin MOBILISE-Niedersachsen

Klinik für Unfallchirurgie

(Direktor: Prof. Dr. Stephan Sehmisch)

Medizinische Hochschule Hannover

Carl-Neuberg-Str. 1

30625 Hannover

E-Mail: Ernst.Jennifer(at)mh-hannover.de

Gehörlos geborene Menschen nutzen Teile des auditiven Hirnareals für das Sehen. Diese behindert jedoch die Wiederherstellung des Hörsinns nicht, fanden MHH-Forschende heraus.

Fünf Sinne hat der Mensch, um seine Umgebung wahrzunehmen: Sehen, Hören, Fühlen, Riechen und Schmecken. Verliert er einen davon, kompensieren den Verlust zum Teil die verbliebenen Sinne. Gehörlos geborene Menschen haben dann verbesserte visuellen Fähigkeiten. „Crossmodale Plastizität“ nennt die Wissenschaft die Fähigkeit des Gehirns, sich bei Verlust eines Sinnessystems einem anderen zuzuwenden. Bislang galt die Lehrbuchmeinung, dass bei Gehörlosigkeit eine Übernahme des Hörsystems stattfindet, bei der etwa das visuelle System Teile des auditorischen Cortex unwiderruflich übernimmt. Um diesen Effekt nicht zu fördern, haben manche Forschenden vorgeschlagen, Kommunikation durch Gesten oder Gebärden mit gehörlos geborenen Kindern vor dem Einsetzen einer Hörprothese wie dem Cochlea Implantat (CI) zu vermeiden.

Jetzt hat ein deutsch-amerikanisches Autorenteam mit Professor Dr. Andrej Kral, Wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Audio- und Neurotechnologie (VIANNA) der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), neueste Daten und Studien aus eigenen Laboren mit anderen verglichen. Diese Daten belegen, dass sich bei crossmodalen Reorganisation die Anatomie der Schaltkreise im Gehirn wenig ändert. Die existierenden Netzwerke werden nur anders genutzt. Bei Wiederherstellung des Gehörs bildet sich die crossmodale Reorganisation wieder zurück. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Trends in Neurosciences veröffentlicht worden.

Professor Dr. Andrej Kral mit einem Multi-Elektroden-Array vor einem Verstärker zur Hirnstrommessung; Copyright: Karin Kaiser / MHH
Auditorische Hirnrinde wird nicht zum „Schlachtfeld der anderen Sinne“

Beim Hören wird der Schall im Innenohr in elektrische Impulse umgewandelt und über den Hörnerv über Mittelhirn und Zwischenhirn zur Großhirnrinde weitergeleitet. Dort befindet sich der auditorische Cortex, der für die Verarbeitung von akustischen Reizen verantwortlich ist. Gehörlose nutzen Teile des auditiven Verarbeitungszentrums in der Großhirnrinde für Seheindrücke, wie etwa die Bewegungserkennung. „Die Reorganisation des Gehirns ist für Gehörlose hilfreich, um sich in der Umwelt ohne Hörsinn besser zurechtzufinden“, sagt Professor Kral. „Doch im Gegensatz zu früheren Annahmen werden die neuronalen Verbindungen zum Hörsinn nicht zerstört, der auditorische Cortex wird also nicht zum Schlachtfeld zwischen den verbleibenden Sinnen. Das vorhandene Netzwerk wird leicht verändert und anders genutzt.“

Das zeigen neueste Daten von Tiermodellen sowie von gehörlosen Kindern mit Hörverlust. Vielmehr sei die crossmodale Reorganisation ein dynamischer Prozess, der bereits bestehende Nervenverbindungen zu anderen Sinnessystemen stärker nutzt, schon bei leichtem Hörverlust stattfindet und sich nach Wiederherstellung des Hörens zurückbildet. „Daher besteht auch kein Anlass, die visuelle Kommunikation vor dem Einsetzen einer Hörprothese zu unterbinden“, betont der Wissenschaftler. „Diese ist für die Entwicklung des Kindes wichtig.“

Hörprothese so früh wie möglich einsetzen

Gleichwohl ist ein schnelles Einsetzen eines CIs bei gehörlos geborenen Kindern entscheidend. Ein Hörverlust hat umfangreiche negative Auswirkungen auf das Hörsystem selbst, die eine crossmodale Reorganisation nicht kompensieren kann. „Eine frühe Therapie mit einem CI ist deswegen erforderlich, weil sich bei angeborener Gehörlosigkeit das Hörsystem selbst nicht normal entwickeln kann“, erläutert Professor Kral. „Wenn ein Kind frühe Hörerfahrungen verpasst, verliert es viele Kontaktstellen im auditorischen Cortex und erlernt später nicht mehr, Höreindrücke und Sprachlaute zu erkennen und das Hören in die anderen Sinneswahrnehmungen zu integrieren.“ Daher müsse eine Hörprothese so früh wie möglich eingesetzt werden, am besten im ersten Lebensjahr, allerspätestens bis zum dritten Lebensjahr. „Danach ist das kritische Periode für die Hörtherapie geschlossen.“

Die Originalarbeit „Crossmodal plasticity in hearing loss“ finden Sie hier.

Quelle: MHH, Stand: 03. Mai 2023

Am 27.05.2023 haben 28 Kinder am Girl`s and Boy`s Day im NIFE teilgenommen. Der Tag war ein voller Erfolg! Die Kinder hatten die Gelegenheit, mit unseren Wissenschaftler*innen zusammenzuarbeiten und Forschung hautnah zu erleben. 

Die Schüler*innen konnten einen Einblick in den Alltag und die Arbeitsweise der Forschung im Labor gewinnen.

Die Kinder haben viele wichtige Werkzeuge und Techniken selbst kennen gelernt, haben sich im Pipettieren probiert, mit Zellkulturen gearbeitet und Proben am Mikroskop ausgewertet. Mit viel Enthusiasmus haben die Kinder unterschiedliche Arbeitsgruppen besucht und dort die verschiedensten Implantate kennengelernt. Im Labor haben die Schüler*innen gelernt, wie Zellen kryokonserviert und Biofilme untersucht werden.

Einige Schüler*innen durften außerdem in einem reflexionsarmen Raum, einem speziellen Laborraum für akustische Experimente, in dem nahezu kein Schall reflektiert wird, Hörtests bei verschiedenen Schallfrequenzen durchführen.

Die Kinder zeigten großes Interesse an unseren Forschungsprojekten und stellten viele kluge Fragen. Wir hoffen, dass sie durch diesen Tag inspiriert wurden und vielleicht sogar den Wunsch haben, eines Tages selber in der Forschung tätig zu werden, Wir freuen uns auf die nächste Generation von Forschern und Entwicklern.

Am 14.03.23 fand die Auftaktveranstaltung zur neuen Vortragsreihe „Sichere Implantate für die Zukunft“ des Transregio-Sonderforschungsbereiches SIIRI im NIFE statt.

Die Veranstaltung richtet sich ganz besonders an die interessierte Öffentlichkeit sowie Kliniker:innen und Wissenschaftler:innen und hat zum Ziel, komplexe wissenschaftliche Zusammenhänge verständlich zu erklären.

Frau Prof. Dr. Meike Stiesch hat dem Publikum erklärt, was die Medizin aus der Luftfahrt lernen kann, Herr Prof. Dr.-Ing. Stefan Zimmermann hat den Teilnehmer:innen die Ionenmobilitätsspektrometrie anschaulich und verständlich erklärt und zum Abschluss hat Herr Prof. Dr.-phil. Christoph Klimmt dem Publikum erläutert, warum eine gute  Kommunikation in der Patientenversorgung wichtig ist. Im Anschluss an die Vorträge hatten die Teilnehmer:innen die Möglichkeit Fragen zu stellen und sich mit den Expert:innen auszutauschen. Abschließend wurde den Teilnehmenden die Möglichkeit gegeben, bei einem Laborrundgang Forschung „live und zum Anfassen“ zu erleben.

Insgesamt war die erste Veranstaltung dieser Vortragsreihe ein voller Erfolg und hat erfolgreich dazu beigetragen, die Implantatforschung einem breiten Publikum näher zu bringen und das Bewusstsein für die Bedeutung dieses komplexen Forschungsfeldes zu schärfen. Wir freuen uns auf die Folgeveranstaltung die am 21.03.2023 um 18:00 Uhr im Hörsaal P der Zahn-, Mund- und Kieferklinik der Medizinischen Hochschule zum Thema: „Von Kopf bis Fuß modern: Wie wir mit innovativen Konzepten Ihre Versorgung verbessern!“ stattfinden wird und zu der wir jetzt schon herzlich einladen.

Anmeldungen sind erbeten unter SIIRI@mh-hannover.de .

Mehr Infos zur Veranstaltung und Anmeldung

Wesentliches Ziel dieser Veranstaltungsreihe ist es, die Vernetzung zwischen klinischen und forschenden Kolleg_innen der Orthopädie zu forcieren. Es wurden verschiedene Aspekte aus dem Bereich personalisierter orthopädischer Chirurgie präsentiert und Methoden und bisherigen Ergebnisse diskutiert. Besonders fördernd war dabei der Austausch zwischen herausfordernden klinischen Fragestellungen, Lösungsansätzen und deren wissenschaftliche Umsetzung in verschiedensten Studien. Neben den Vorträgen war Zeit zum Networking bei Snacks und Getränken.

Insgesamt war es sowohl für die forschenden als auch die klinisch tätigen Mitarbeitenden eine interessante und gelungene Veranstaltung, aus der neue Ideen und Forschungsansätze für die Therapie orthopädischer Erkrankungen hervor gehen werden.

Herr Prof. Lars Dietrich vom Department of Biological Sciences der Columbia University, New York, USA, hat uns am 07.03.23 spannende Einblicke in seine aktuellen Forschungen zum Thema ‘Metabolic heterogeneity and antibiotic tolerance in bacterial biofilms’ ermöglicht.Wir bedanken uns bei Prof. Dietrich und hoffen das wir in Zukunft weitere Gelegenheit haben werden, von seinem umfangreichen Wissen zu profitieren.

Landwirtschaftsministerium zeichnet Professor Dr. André Bleich in der Kategorie „Alternativmethoden zum Tierversuch“ aus.

Tierversuche in der Forschung zu ersetzen, zu reduzieren oder ganz zu vermeiden sowie die Bedingungen für Versuchstiere zu verbessern – das kennzeichnet die Arbeit von Professor Dr. André Bleich, Direktor des Instituts für Versuchstierkunde und des Zentralen Tierlaboratoriums der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Für den von ihm geleiteten Forschungsverbund „R2N – Replace und Reduce aus Niedersachsen“ wurde der Wissenschaftler am Montag mit dem „Niedersächsischen Tierschutzpreis“ in der Kategorie „Alternativmethoden zum Tierversuch“ ausgezeichnet. Der mit 6.000 Euro dotierte Preis wurde zum ersten Mal vom Niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz vergeben. Die Landesbeauftragte für den Tierschutz in Niedersachsen, Michaela Dämmrich übergab den Preis. Ebenfalls ausgezeichnet wurde der Verein „Ärzte gegen Tierversuche“.

Copyright: Karin Kaiser / MHH
Forschung für den Tierschutz

Mit dem „Niedersächsischen Tierschutzpreis“ will das Ministerium Menschen und Organisationen ehren, die sich im Land besonders stark für den Schutz von Tieren einsetzen. Die Entscheidung hatte eine sechsköpfige Fachjury getroffen. „Ich bin sehr froh, dass wir auf diese Weise das Engagement für Tiere als empfindsame Mitgeschöpfe in Niedersachsen ehren können. Nicht zuletzt erhoffe ich mir, dass wir mit dem Preis auch das Netzwerk und den Austausch von Fachleuten und Aktiven im Tierschutz fördern“, so Michaela Dämmrich. In dem 2017 ins Leben gerufenen R2N‑Konsortium arbeiten 15 Arbeitsgruppen aus sieben niedersächsischen Institutionen. Ziel des Projekts ist die Entwicklung und Anwendung tierversuchsfreier Methoden, insbesondere in der Grundlagenforschung.

„Gerade in der Grundlagenforschung sind die Tierversuchszahlen seit Jahren konstant, während sie in anderen Forschungsbereichen sinken“, erklärt Professor Bleich. Durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit konnten aber bereits verschiedene Alternativmodelle zur Verwendung in der biomedizinischen Forschung entwickelt werden. „Diese Systeme wurden auch schon eingesetzt, etwa in der COVID-19-Forschung“, sagt der Wissenschaftler. Der Erfolg des Forschungsverbundes spiegelt sich auch in den wissenschaftlichen Fachjournalen wider. Dort wurden seit Bestehen des R2N-Konsortiums mehr als 50 Publikationen veröffentlicht.

Informationen, wie die Forschung aktuell daran arbeitet, Tierversuche zu reduzieren, zu verbessern oder ganz zu ersetzen, finden Sie auf der Internetseite https://www.3r-forschung.de/.

Das NIFE hat in einer 2 Stündigen Roadshow gebündelt seine Expertise im Bereich der Implantaforschung unter Beweis gestellt. Herr Krach hat einen umfassenden Überblick über die neuesten Entwicklungen im Bereich biologischer, biofunktionaliserter und infektionsresistener Implantate erhalten.Anschaulich wurden ihm Projekte der kliniknahen Forschung sowie auch der Grundlagenforschung vorgestellt. In der weiteren Folge hat er eine Übersicht über die im NIFE ansässigen Spitzenforschungsverbünde erhalten. Im weiteren Verlauf wurden Herrn Krach Projekte von der frühen Ausgründungsphase bis hin zu bereits bestehenden Ausgründungen rund um das NIFE vorgestellt, womit das Thema Translation beeindruckend aufgezeigt wurde.  Zum Abschluss erhielt Herr Krach einen Laborrundgang und durfte Spitzenforschung „live“ erleben.  Der Regionspräsident verließ nach 2 h mit vielen neu erworbenen Eindrücken das NIFE und bedankte sich für den umfassenden Einblick in das Thema Implantatforschung.

Copyright der Bilder: Philipp Schroeder

Es gab spannende Vorträge, interessante Podiumsdiskussionen, Workshops, und Ausstellungen. Der Tag  hat anschaulich die vielfältigen Forschungsbereiche im NIFE aufgezeigt und den Mitarbeitenden aufschlussreiche Einblicke ermöglicht.

Es ist geplant, den Research Day in den kommenden Jahren fortzuführen, um die Sichtbarkeit der verschiedenen Disziplinen weiter zu stärken und fächerübergreifende Kontakte zu fördern.

Am 25.08.2022 hielt Herr Prof. Spranger eine Vorlesung zum Thema „Das Rätsel der Ethikkommissionen“ für Studierende der Biochemie und für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des NIFE. Dabei brachte er viele anschauliche Beispiele aus seiner eigenen Erfahrung mit ein. Anschließend wurde dieses Thema, welches in den vergangenen Jahren immer komplexer und daher für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sehr aufwendig geworden ist, engagiert diskutiert („Top 10 der „Allzeit-Klassiker““). Die Vorlesung fand im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Entwicklung von Zelltherapeutika: Experimentelle Anwendungen und klinischer Einsatz von adulten Stammzellen“ statt, die von Frau Prof. Dr. Andrea Hoffmann organisiert wird.

Herr Prof. Spranger (Prof.Spranger) ist Jurist, Rechtsanwalt und Leiter eines Zentrums zur Regulierung der modernen Lebenswissenschaften. An der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn lehrt er Öffentliches Recht und Recht der Biotechnologie, an der Universität Düsseldorf lehrt er Medizinrecht. Als Rechtsanwalt berät er Unternehmen, Regulierungsbehörden, Forschungseinrichtungen und Verbände insbesondere bei der Bewertung neuester technischer Entwicklungen.

Prof. Dr. Boris Chichkov von der LUH wurde mit EU-Förderpreis ausgezeichnet

Prof. Dr. Boris Chichkov vom Institut für Quantenoptik wurde mit einem ERC Advanced Grant ausgezeichnet. Er ist Wissenschaftler und Mitglied des Exzellenzclusters QuantumFrontiers und ebenfalls Mitglied im Exzellenzclusters PhoenixD.

Die Förderlinie ERC Advanced Grant des Europäischen Forschungsrates (ERC) richtet sich an etablierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit einem langjährigen herausragenden wissenschaftlichen Lebenslauf, die neue Forschungsfelder erschließen möchten.

Prof. Dr. Boris Chichkov forscht an Laserbiofabrikation von 3D multizellulärem Gewebe mit vaskulärem Netzwerk (Laser-Tissue-Perfuse).

Die Herstellung von dreidimensionalen vaskularisierten Organen ist eine der wichtigsten ungelösten Herausforderungen auf dem Gebiet der Biofabrikation und des Tissue-Engineering. Blutgefäße, die den effizienten Transport von Gas, Nährstoffen und Metaboliten zu und aus Zellen ermöglichen, sind eine Grundvoraussetzung für das Überleben von biologischem Gewebe, sowohl in vitro als auch in vivo nach Transplantation. Um die Komplexität und Struktur von funktionalen Blutkreisläufen zu reproduzieren - von Arterien und Venen bis hin zu mikrometergroßen Arteriolen, Venolen und Kapillaren -, müssen neue Verfahren zur Fertigung von hochaufgelösten, mehrstufigen biologischen Konstrukten entwickelt werden. Zu diesem Zweck werden neue Ansätze auf Basis von laserbasierten Biodruckern und Zwei-Photon-Polymerisation erforscht. Mit dieser einzigartigen Kombination von Verfahren soll zum ersten Mal die Fertigung komplexer vaskulärer Netzwerke gelingen.

Quelle: https://www.uni-hannover.de/de/universitaet/aktuelles/online-aktuell/details/news/hochdotierte-eu-foerderung-zwei-neue-erc-grants-fuer-innovative-forschung/

Copyright der Bilder: Almuth Siefke

Am 08.07.2022 fand der erste Wissenschaftstag der Klinik für Unfallchirurgie im NIFE (Niedersächsisches Zentrum für Biomedizintechnik, Implantatforschung und Entwicklung) statt. Ziel des Wissenschaftstags war es, den Mitarbeiter*Innen der Klinik einen Überblick über die Forschungsaktivitäten von der Grundlagenwissenschaft bis zu klinischen Projekten zu geben. Besonders erfreulich war die Beteiligung anderer Forschungsgruppen des NIFE. Durch diese Vernetzung kann die Wissenschaft deutlich akzentuierter und optimaler gestaltet werden.

Insgesamt stellten sich an diesem Tag zahlreiche Projektgruppen mit teilweise herausragenden und vor allem zukunftsweisenden Projekten für die Unfallchirurgie vor.

MHH-Forschungsteam will Replantation von Armen und Beinen voranbringen

Copyright: Karin Kaiser

Amputierte, schwer beschädigte Extremitäten – etwa durch Unfälle im Straßenverkehr, bei der Arbeit oder auch zu Hause – stellen die Chirurgie bei der Versorgung dieser oftmals lebensbedrohlich verletzen Patientinnen und Patienten vor große Herausforderungen. Nur wenige Spezialkliniken sind in der Lage, eine autologe Replantation vorzunehmen, also diese abgetrennten Gliedmaßen so anzunähen, dass sie danach wenigstens eingeschränkt funktionstüchtig sind. Und das gelingt auch nur, wenn die Replantation schnell genug geschieht, da die Extremitäten ohne Blutversorgung nur wenige Stunden überstehen können.

Wie diese sogenannte Ischämiezeit verringert und die abgetrennten Gliedmaßen bis zur Operation besser versorgt werden können, untersuchen Dr. Bettina Wiegmann aus der MHH-Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie (HTTG) und Professorin Dr. Kirsten Haastert-Talini, Leiterin der Arbeitsgruppe „Periphere Nervenregeneration“ am MHH-Institut für Neuroanatomie und Zellbiologie. Das Forschungsprojekt wird vom Bundesministerium der Verteidigung für zunächst zwei Jahre mit 520.000 Euro gefördert.

Schaden durch Sauerstoffmangel

„Schwere Extremitätenverletzungen und traumatische Amputationen, sowie zunehmende Tumor- und Gefäßerkrankungen führen in Deutschland jährlich zu etwa 56.000 Amputationen“ sagt Dr. Wiegmann, Leiterin der Arbeitsgruppe „Ex-vivo Organperfusionen“ am Niedersächsischen Zentrum für Biomedizintechnik, Implantatforschung und Entwicklung (NIFE), wo das Projekt angesiedelt ist. Meist werden die fehlenden Gliedmaßen durch Prothesen ersetzt. Das liegt im Fall der traumatisch amputierten Gliedmaßen zum einen an der mangelnden Expertise vieler Kliniken für den komplizierten chirurgischen Eingriff der Replantation, bei dem Knochenbrüche versorgt, Blutgefäße wieder angenäht und Nerven verbunden werden müssen. Zum anderen spielt Zeit eine entscheidende Rolle, denn die Schwerverletzten müssen vorrangig stabilisiert werden, damit sie überhaupt überleben. Solange lagert die Extremität auf Eis. „Bis der Patient dann wieder stabil genug für eine weitere Operation ist, können Tage vergehen“, sagt die Medizinerin. „Das überstehen die Extremitäten aber nicht, denn sie erleiden nach einer gewissen Zeit ohne Durchblutung einen Ischämieschaden, bei dem die Zellen durch den Sauerstoffmangel absterben.“

Regenernationsfähigkeit der Zellen erhalten

Das Problem der zeitlich begrenzten Haltbarkeit ohne Blutversorgung kennt die Chirurgin aus der Organtransplantation. Sie war an der MHH-geführten INSPIRE-Studie eingebunden. Dabei wurde nachgewiesen, dass eine andauernde maschinelle Durchspülung mit einer blutähnlichen Perfusionslösung bei Körpertemperatur dazu führt, dass Spenderlungen länger konserviert und weniger geschädigt werden. „Die Lunge wird in einem transportablen Organ‑Care‑System beatmet und an einen künstlichen Blutkreislauf angeschlossen“, erklärt Dr. Wiegmann. Ein ähnliches System will das Forschungsteam nun für die Konservierung der Extremitäten entwickeln. „Wir müssen aber zunächst herausfinden, unter welchen Bedingungen die Körperzellen ihre Regenerationsfähigkeit beibehalten, damit die Extremität nach einer Replantation auch tatsächlich wieder anwächst“, betont Professorin Haastert-Talini. Die besondere Herausforderung ist, dass dabei die unterschiedlichen Bedürfnisse der verschiedenen Zellarten wie Fettgewebe, Muskeln, Haut, Bindegewebe und Nervenzellen berücksichtigt werden müssen.

Nervenbrücken konstruieren

In einem ersten Schritt suchen die Wissenschaftlerinnen nun nach der idealen Perfusionslösung, die den Ansprüchen aller Zellen an Nährstoffzusammensetzung, Temperatur sowie Fließdruck und Fließgeschwindigkeit gerecht wird. Doch es genügt nicht, die Extremitäten optimal vorzubereiten und die Blutzirkulation in den Gefäßen und der Muskulatur wiederherzustellen. Auch die getrennten Nerven müssen wieder hergestellt werden, damit Patienten nach einer Replantation den Arm oder das Bein wieder spüren und kontrolliert bewegen können. „Wir wollen optimale Ausgangsbedingungen dafür schaffen, dass die regenerierenden Nervenfasern nicht ungesteuert wachsen und darüber hinaus Nervenbrücken für einen optimierten Anschluss entwickeln“, sagt Professorin Haastert-Talini. Noch sind viele ungelöste Fragen zu klären. Das Ziel haben die Forscherinnen jedoch schon klar vor Augen: Ein Extremitäten‑Care‑System, das zum einen als praktische Kiste in jeden Notarztwagen passt und schwerverletzten Menschen die Chance auf ein Leben ohne Amputation und Prothesen gibt. Zum anderen soll es analog zu der soliden Organtransplantation im Rahmen der allogenen Extremitätentransplantation genutzt werden können.

Autorin: Kirsten Pötzke

Experte für Hörprothetik erhält renommierten ERC-Förderpreis der Europäischen Union

Copyright: Karin Kaiser / MHH

Etwa 15 Millionen Menschen in Deutschland leiden an Hörstörungen. Bei Älteren ist Schwerhörigkeit die am häufigsten eingeschränkte Sinneswahrnehmung. Doch bereits Kinder und sogar Neugeborene können unter Hörverlusten leiden, etwa einer Innenohrtaubheit. Dann werden akustische Signale nicht an den Hörnerv weitergeleitet. In diesem Fall können Innenohrprothesen – sogenannte Cochlea-Implantate (CI) – helfen. Sie stimulieren den Hörnerv mit Hilfe von Elektroden. Sowohl bei älteren als auch bei ganz jungen Patientinnen und Patienten kann aber noch ein Resthörvermögen vorliegen, vor allem im Bereich der tiefen Töne.

Wie das Restgehör genauer beurteilt und erhalten werden kann, wie die elektrische Stimulation durch das CI mit der akustischen Signalleitung zusammenwirkt und wie aus diesen Erkenntnissen eine neuartige Hörprothese entwickelt werden kann, will Professor Dr. Waldo Nogueira Vazquez, Leiter der Forschungsgruppe Hörprothetik an der Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) aufklären. Für sein Projekt „READIHEAR “ erhält der Wissenschaftler jetzt den „ERC Consolidator Grant“ des Europäischen Forschungsrates (European Research Council, ERC), eine der höchsten für Exzellenz vorgesehene Wissenschaftsförderungen der Europäischen Union. Er wird über fünf Jahre mit insgesamt rund zwei Millionen Euro unterstützt.

Restgehör feststellen und erhalten

Ist ein Restgehör vorhanden, lassen sich Hörgeräte und CI gleichzeitig im selben Ohr anwenden. Bei diesem Konzept der kombinierten elektrisch-akustischen Stimulation (EAS) verstärkt das Hörgerät die tiefen Frequenzen akustisch, während das CI die mittleren und hohen Frequenzbereiche elektrisch stimuliert. Das Innenohr verarbeitet die akustischen und elektrischen Reize gleichzeitig. Der Nachteil: Beim Einsetzen des CI können die sehr empfindlichen Strukturen der Cochlea und damit auch das Restgehör geschädigt werden. Der Wissenschaftler will nun objektive Diagnoseinstrumente entwickeln, die feststellen, wieviel Hörpotenzial insbesondere bei Neugeborenen überhaupt vorhanden ist und die gleichzeitig das Tieffrequenzhören während des Einsetzens überwachen.

Wechselwirkung zwischen Hörgerät und Cochlea-Implantat

Um Restgehör und CI dann optimal aufeinander abzustimmen, will Professor Nogueira Vazquez die grundlegenden Wechselwirkungsmechanismen zwischen elektrischer und akustischer Stimulation über die komplette Hörbahn von der Cochlea bis zum auditorischen Kortex im Gehirn untersuchen. „Darüber hinaus wird READIHEAR eine neuartige Hörprothese erproben, die sich die Wechselwirkungsmechanismen zwischen akustischer und elektrischer Stimulation durch minimalinvasive Elektroden zunutze macht“, erklärt er. Die sollen dann nicht mehr wie bisher tief im Inneren der Cochlea liegen, sondern am Eingang oder sogar vollkommen außerhalb. „Hörverlust beeinträchtigt den Informationsaustausch erheblich und kann bei den Betroffenen Frust, Einsamkeit und Isolation verursachen“, sagt Professor Nogueira Vazquez. Die neuen Entwicklungen werden einer großen Zahl von Menschen mit Hörverlust über die gesamte Lebensspanne hinweg zugutekommen, ist er überzeugt. „Das betrifft Kleinkinder, die von einer verbesserten Hördiagnostik profitieren werden, bis hin zu älteren Menschen, denen die neue schonendere EAS-Technologie zur Behandlung ihres altersbedingten Hörverlustes hilft.“

Stichwort Cochlea Implantat: Bei Innenohrtaubheit oder hochgradiger Schwerhörigkeit kann ein Cochlea-Implantat (CI) helfen. Voraussetzung ist, dass der Hörnerv selbst noch intakt ist. Das CI fängt die Schallwellen von außen über ein Mikrofon ein. wandelt sie in elektrische Signale um und überträgt sie an die Elektroden in der Hörschnecke (Cochlea). Diese stimulieren verschiedene Abschnitte des Hörnervs, der die Reize dann zum Gehirn weiterleitet, wo der eigentliche Höreindruck entsteht.

SERVICE:

Weitere Informationen erhalten Sie bei Professor Dr. Waldo Nogueira Vazquez, nogueiravazquez.waldo@mh-hannover.de, Telefon (0511) 532-8025.

Wanka: Großprojekt der drei hannoverschen Hochschulen bundesweit einmalig - Bund und Land Niedersachsen tragen Löwenanteil von 60 Millionen Euro Kosten - Professoren Bitter-Suermann und Welling mit Ehrendoktorwürde ausgezeichnet
(Von links) Professor Dr. Christopher Baum, Dr. Gerhard Greif, Professor Dr. Volker Epping, Bürgermeister Thomas Hermann, Stephan Weil, Professorin Dr. Johanna Wanka und Dr. Manfred Elff

Neu eröffnet: Das Niedersächsische Zentrum für Biomedizintechnik, Implantatforschung und -entwicklung (NIFE) ist ein gemeinsames biomedizintechnisches Großprojekt der drei hannoverschen Universitäten, das im neuen Gebäude Forschern und Entwicklern aus allen wissenschaftlichen Bereichen eine bestens ausgestattete Laborlandschaft bietet: Darin sollen die Implantate von morgen entwickelt werden.

Die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Johanna Wanka, hat  bei der Eröffnung des NIFE am Donnerstag, 26. Mai 2016, die herausragende Expertise des Standortes Hannover hervorgehoben. „Das Niedersächsische Zentrum für Biomedizintechnik, Implantatforschung und Entwicklung, kurz NIFE, steht beispielhaft für die hohe Innovationskraft der Biomedizintechnik-Forschung in Deutschland. Mit dem Fokus auf medizintechnische Innovationen an der Schnittstelle zwischen Medizin, Biologie und Ingenieurwissenschaften wird es tatkräftig zur Verbesserung der medizinischen Versorgung beitragen“, sagte sie. „Das NIFE ist bundesweit einmalig.“

Weil: Nationales wie internationales Leuchtturmprojekt

Der Niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil betonte die internationale Bedeutung der Landeshauptstadt Hannover als einen der führenden Standorte biomedizinischer Forschung und Entwicklung. Mit dem Biomedizintechnik-Zentrum folge die Landesregierung der forschungspolitischen Agenda von 2015, in Niedersachsen die großen Herausforderungen in den Mittelpunkt der Förderung zu stellen, um die Forschungsstärken in Zukunftsfeldern auszubauen. Er erwarte, dass das NIFE in Zukunft als ein nationaler wie internationaler Leuchtturm der Biomedizintechnik und Implantatforschung wahrgenommen werde.

Dem Zentrum möge die Verzahnung von Grundlagenforschung und potenzieller klinischer Anwendung bestmöglich gelingen, sagte Weil. Damit werde auch eine verbesserte klinische Versorgung möglich. Das Land unterstütze damit die gesamte Forschung von der Entwicklung neuer Implantate bis zu deren klinischer Anwendung. Weil hob die Unternehmenskooperationen mit dem NIFE hervor, die dem Standort auch in wirtschaftlicher Hinsicht weitere Impulse verleihen würden.

280 Wissenschaftler forschen auf 7.000 Quadratmetern

Rund 60 Millionen Euro haben Bau und Erstausstattung des neuen Forschungszentrums gekostet, davon tragen 53,8 Millionen Euro je zur Hälfte das Land Niedersachen und der Bund, weitere 6,5 Millionen Euro finanziert die Braukmann-Wittenberg-Stiftung für den kardiovaskulären Bereich. Der Neubau befindet sich im Medical Park am Stadtfelddamm unweit der MHH. Auf einer Laborfläche von 7.000 Quadratmetern werden etwa 280 Forscherinnen und Forscher der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), der Leibniz Universität Hannover und der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover innovative Implantate und Strategien im Kampf gegen Implantat-assoziierte Infektionen entwickeln.

„Hier werden neue Wege der Implantat-Technologie erschlossen“

"Hier in Hannover wurde ein Implantat-Forschungszentrum geschaffen, das in Größe und Fokussierung einzigartig ist und damit weit über Hannovers oder Niedersachsens Grenzen hinausstrahlen wird. Dabei garantieren die beteiligten Wissenschaftler durch ihre nachgewiesene Forschungsexzellenz, zum Beispiel in den Exzellenzclustern REBIRTH und Hearing4all, dass für Industriekooperationen und noch wichtiger, in der Folge auch bei der Patientenbehandlung, neue Wege der Implantat-Technologie erschlossen werden können“, betonte der NIFE-Vorstandssprecher Dr. Manfred Elff.

Für die Landeshauptstadt Hannover stellte Bürgermeister Thomas Hermann die enge Kooperation von gleich drei hannoverschen Universitäten heraus. „Hannover hat in vielen wissenschaftlichen Bereichen und insbesondere auch in der Biomedizin Spitzenleistungen zu bieten, die jetzt in einzigartiger Weise zusammengeführt werden. Mit dem neuen Zentrum NIFE im Medical Park bekommt der Wissenschafts- und Medizinstandort Hannover nicht zuletzt dank der Förderung von Bund und Land ein neues Glanzlicht."

Hochschulen bündeln ihre Forschungskompetenzen

Die Verbundpartner bündeln in dem Neubau ihre Forschungskompetenzen. Die MHH bringt ihre Forschungsschwerpunkte in den Bereichen Biomedizintechnik, Regenerative Medizin und Immunologie/Infektiologie ein. MHH-Präsident Professor Dr. Christopher Baum hebt die große Bedeutung der Interdisziplinarität hervor: „Die MHH steht für Qualität und Innovation. Die Implantatforschung erfordert besonders umfangreiche interdisziplinäre Kooperationen. Daher schafft die Einbindung des NIFE in unseren Campus hervorragende Bedingungen für exzellente Wissenschaft zum Wohle der Patientinnen und Patienten.“

Die Leibniz Universität Hannover steuert ihr Fachwissen in den Bereichen Ingenieur- und Materialwissenschaften bei. Professor Dr. Volker Epping, Präsident der Leibniz Universität Hannover, lobt die hervorragende Kooperation der Hochschulen am Standort Hannover: „Der Biomedizintechnik wird der Status einer Schlüsseltechnologie zugeordnet, die aufgrund des stetig wachsenden Marktes einen steigenden Bedarf an analytischen, diagnostischen, fertigenden und verfahrenstechnischen Instrumenten aufweist.

Um den Anforderungen dieses zukunftsträchtigen Marktes gewachsen zu sein, ist eine kooperative, die Fachbereiche übergreifende Zusammenarbeit zur Lösung der interdisziplinär verknüpften Aufgaben unumgänglich. Insbesondere der an der Leibniz Universität angesiedelte Maschinenbau und Teile der Naturwissenschaften bringen aus diesen Bereichen notwendigen Kompetenzen in den Verbund ein."

Hinzu kommen die biologischen Prüfmodelle der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover. „In der Zellkultur und mit Tiermodellen prüfen unsere Wissenschaftler neue Verfahren. Die Entwicklungen in der Humanmedizin kommen langfristig häufig auch den Patienten in der Tiermedizin zugute. Gerade innovative Implantate können die Behandlungsoptionen unserer Patienten verbessern“, ergänzt Dr. Gerhard Greif, Präsident der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover.

Professoren Bitter-Suermann und Welling mit Ehrendoktorwürde ausgezeichnet

Während der Eröffnungsveranstaltung wurden die Professoren Dieter Bitter-Suermann und Herbert Welling mit Ehrendoktorwürden ausgezeichnet. Der frühere MHH-Präsident Professor Dr. Bitter-Suermann erhielt den Ehrendoktor der Leibniz Universität Hannover für seine Verdienste im Brückenschlag zwischen Naturwissenschaften und Medizin. Er gilt mit dem damaligen Präsidenten der Leibniz Universität, Professor Dr. Erich Barke, als einer der Gründungsväter des NIFE, die vor acht Jahren das Projekt des gemeinsamen Forschungszentrums gestartet hatten.

Professor Dr. Herbert Welling erhielt die Ehrendoktorwürde der MHH. Der Physiker hatte im Jahr 1970 die  Laser-Forschung an der Universität Hannover etabliert und 1986 das Laser Zentrum Hannover  mit gegründet.

Quelle: Presse und Öffentlichkeitsarbeit MHH, Fotos: Kaiser

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