Am 28. November fand das 4. Symposium der etablierten Reihe Digital Implant Innovation Forum statt. Im Fokus standen die Themen Modellsysteme, Bildgebung, Data Science und Medizinprodukteprüfung. Hochkarätige Referenten aus Industrie und Wissenschaft boten spannende Einblicke. Dem Publikum wurde die innovative Technologieplattform „Human-on-a-Chip" vorgestellt, die einzigartige präklinische Einblicke auf systembiologischer Ebene ermöglicht. Darüber hinaus wurden zahlreiche weitere hochinteressante Themen wie Energiegewinnung für medizinische Implantate, Bildgebung und Regeneration von Organoiden bis hin zu den 7 Schritten der MDR Compliance diskutiert, die die Vertreter aus Wissenschaft und Industrie gleichermaßen bereicherten.

Wir freuen uns auf die nächste Veranstaltung dieser Reihe, die für den Sommer 2025 geplant ist.

Bilder: Kai Jüncke

Forscher*innen der Herz,-Thorax,- Tansplantations und Gefäßchirurgie aus dem NIFE haben ihre neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse auf dem erstmals veranstalteten Hannover Organ Transplant Summit vorgetragen, der am 21. und 22.11.2024 im Medical Park Hannover stattgefunden hat.

Mit Vorträgen und Postern aus mehreren NIFE- Arbeitsgruppen trugen unsere Forscher*innen zur Diskussion aktueller Herausforderungen und innovativer Lösungsansätze in der Organtransplantation bei.

Der Hannover Organ Transplant Summit vereinte internationale Expert*innen, die gemeinsam daran arbeiten dem Mangel an Spenderorganen zu beheben und fördert den interdisziplinären Austausch zwischen Klinik und Wissenschaft.

Schwerpunktthemen waren: 

·         Organmangel und marginale Spenderorgane

·         Transplantations-Onkologie

·         Immunologische Ansätze zur Rettung von Organen

·         Transplantat-Remodeling - was kommt als nächstes?

·         Xenotransplantation - Sind wir bereit für die Umsetzung?

Weitere Information finden Sie unter:

https://www.hannover-transplant-summit.org/

https://www.mhh.de/aktuelles-aus-dem-transplantationszentrum/hannover-transplant-summit-2024

Bild: © Anna Junge

iGEM-Wettbewerb 2024: Studierende der Leibniz Universität Hannover erhalten Goldmedaille für Entwicklung, die helfen könnte, Antibiotikaresistenzen zu verhindern.

Antibiotika-Resistenzen könnten nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO bis zum Jahr 2050 jährlich zehn Millionen Todesfälle verursachen. Ein entscheidender Treiber dieser Resistenz ist die Kontamination von Gewässern mit Antibiotika und Schwermetallen; beide fördern das Entstehen von multiresistenten Bakterien. Ein Team von Studierenden der Leibniz Universität Hannover (LUH) hat nun am NIFE einen fluoreszierenden Biosensor entwickelt, der Antibiotika- und Schwermetallbelastungen in Wasser effizient detektiert. Der Biosensor könnte dazu beitragen, auch schon geringe Verunreinigung frühzeitig zu erkennen. Die Leistung des Teams der LUH wurde bei dem internationalen iGEM-Wettbewerb 2024 mit einer Goldmedaille ausgezeichnet.

Ein Jahr lang haben Studierende der LUH aus den Studiengängen Biologie, Physik, Molekulare Mikrobiologie und Pflanzenbiotechnologie zusammen an dem Projekt „Hydro Guardians“ gearbeitet, das auf die dringende Problematik der antimikrobiellen Resistenz abzielt.

Copyright: Aylin Talu

Der dabei entwickelte zelluläre Biosensor kombiniert Elemente aus prokaryotischen (ohne Zellkern) und eukaryotischen Zellen (mit Zellkern) und nutzt spezifische biologische Mechanismen zur Detektion: Eine Integration der sogenannten PASTA-Domain (ein Penicillin-bindendes Protein), ermöglicht die Erkennung einer bestimmten Gruppe von Antibiotika, während der Transkriptionsfaktor MTF-1 (Metal-responsive Transcription Factor-1) Schwermetalle wie Cadmium, Zink und Kupfer erkennt. Bei Bindung von Antibiotika aktiviert die PASTA-Domain eine Signalkaskade, die zu einem fluoreszierenden Signal führt, das wiederum die Anwesenheit dieser Schadstoffe deutlich macht. Für Schwermetalle wird die Reaktion durch die Aktivierung von Metall-Homöostase-Genen ausgelöst, was ebenfalls eine Fluoreszenz erzeugt und eine zuverlässige Messung ermöglicht.

Durch die Integration verschiedener spektroskopischer Messungen und eines umfassenden Modells, das die Wechselwirkungen zwischen Antibiotika, Schwermetallen und multiresistenten Bakterien in Gewässern simuliert, leistet das Team einen Beitrag zum Verständnis von Wasserbelastungen. Das mathematische Modell ermöglicht es, Parameter wie die Konzentration von Schadstoffen und Umweltfaktoren anzupassen, wodurch langfristige Auswirkungen der Wasserverunreinigung analysiert werden können.

Das Projekt fand jedoch nicht nur innerhalb des Labors statt: Das Team aus Hannover interviewte Expertinnen und Experten aus den Bereichen Abwasserbehandlung, Umweltmikrobiologie und Gesundheitswesen. Diese Zusammenarbeit unterstützte die Entwicklung eines praxisnahen und anwendungsorientierten Designs. Außerdem haben die Studierenden ein Buch für Kinder geschrieben, das das Bewusstsein für die Problematik der Antibiotikaresistenz bereits im Kindesalter stärken soll. Für ihre Arbeit wurden die Teammitglieder jetzt mit der iGEM-Goldmedaille ausgezeichnet.

Der iGEM Wettbewerb ist ein globales Event im Bereich der synthetischen Biologie, das Studierenden ermöglicht, innovative Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen zu entwickeln. Das Kürzel iGEM steht dabei für International Genetically Engineered Machine. Jedes Jahr kommen in Paris mehr als 450 Teams aus aller Welt zusammen, um neuartige Projekte vorzustellen, die weitreichende Lösungen für Herausforderungen im Bereich Gesundheit, Umwelt und Technologie präsentieren.

Diese umfassenden Forschungs- und Entwicklungsarbeiten des LUH-Teams wurden von der Jury mit einer Goldmedaille für Exzellenz in der synthetischen Biologie gewürdigt. Darüber hinaus wurde das Team für die Entwicklung eines neuartigen antibiotikaempfindlichen Promoters für den „Best New Basic Part-Award“ nominiert. Besonders hervorzuheben ist auch die Leistung von Teammitglied Davin Höllmann, der beim iGEM Hackathon den zweiten Platz für die Entwicklung eines Human Practices Maturity Model Toolkits erzielte. Das Projekt wurde mit der Unterstützung der "Principal Investigators" Prof. Dr. Alexander Heisterkamp und PD Dr. Stefan Kalies, sowie den "Instructors" Lara Gentemann, Niklas Rüprich, Anna E. Seidler und Sören Donath realisiert. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der AG Biophotonik des Instituts für Quantenoptik unterstützten die Studierenden in allen Projektphasen und ermöglichten ihnen die Nutzung der Labore der AG Biophotonik im NIFE.

Beteiligte am Projekt „Hydro Guardian“ waren folgende Studierende der LUH: Leon Kasperek, Lisa Marie de Sousa Miranda, Davin Höllmann, Jan Schimansky, Vanessa Bruhn, Jan Niklas Gelhoet, Jule Kiel, Lara Patyk, Emilie Baron, Aylin Talu, Céline Beckhausen, Kristina Bittroff, Nico Kowitz, Veronika Marx, Elena Zukina, Karlina Mundin, Jules Pourtawaf und Milena Müller.

Hier geht es zur Projektseite.

Text: Milena Müller

Internationale Zusammenarbeit in der Spitzenmedizin: Renommierter Chirurg Prof. Dr. Borys Todurov berichtet, wie Transplantationsprogramme in der Ukraine unter schwierigsten Bedingungen fortgeführt werden. In der MHH bildet er sich mit seinem Team fort.

Organtransplantationen können seit vielen Jahren Menschenleben retten und ihre Lebensqualität verbessern. Auch in der Ukraine gehören sie seit mehr als 20 Jahren zur medizinischen Versorgung. Im Jahr 2019 konnte der renommierte Chirurg Prof. Dr. Borys Todurov, Direktor des Kiew Heart Institute, die erste Herztransplantation in der Ukraine bei einem Kind vornehmen. Diese Entwicklung ist seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine im Februar 2022 stark gefährdet.

Noch bis zum 17. November 2024 ist Professor Todurov mit vier ukrainischen Fachärztinnen und -ärzten zu Gast im Transplantationszentrum der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), um sich zu chirurgischen Techniken und dem Einsatz moderner Geräte fortzubilden. An der MHH, einem der größten Transplantationszentren in Europa, gibt es umfangreiche Expertise zur Organkonservierung und der Transplantation von Herz, Lungen, Leber, Niere und Pankreas. Ein Teil der Organperfusionen werden auch im NIFE durchgeführt.

Exzellente medizinische Forschung trifft humanitäres Engagement: Prof. Dr. Moritz Schmelzle, Prof. Dr. Arjang Ruhparwar, Prof. Dr. Borys Todurov, Dr. Andreas Philippi, MHH-Vizepräsident Prof. Dr. Frank Lammert und Prof. Dr. Christine Falk. Copyright: Karin Kaiser/MHH
Minister: „MHH setzt ein starkes Zeichen“

„Die Initiative der MHH zeigt, was möglich ist, wenn exzellente medizinische Forschung und humanitäres Engagement zusammenkommen“, sagt Dr. Andreas Philippi, Niedersächsischer Minister für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung. „In einer Zeit, in der internationale Solidarität wichtiger denn je ist, setzt Hannover ein starkes Zeichen – für Wissenstransfer, für Zusammenarbeit und für den Zusammenhalt in Europa.“

OP-Team reist in umgebautem Bus

Die Transplantationsprogramme in der Ukraine werden unter schwierigsten Bedingungen fortgeführt. Besonders betroffen ist die Herztransplantation, weil das Zeitfenster zwischen Organentnahme und Transplantation nur vier bis fünf Stunden betragen darf. „Kriegsbedingt können wir die Organe nicht mehr im Hubschrauber transportieren. Auf dem Landweg ist die Transportzeit für die Organe zu lang“, berichtet Professor Todurov. „Wir haben daher einige Sitze aus dem hinteren Teil eines Busses ausgebaut, um unsere schwerkranken Patientinnen und Patienten, unser Team und unsere Ausrüstung zum Spenderkrankenhaus zu bringen. Für die Intensivpflege bringen wir die Patientinnen und Patienten wieder zurück nach Kyjiw. Wir machen unsere Arbeit, auch wenn es gefährlich ist.“

„Für jede Operation reisen ein Fahrer, der Chirurg und zwei Assistenzärzte, zwei Anästhesisten, ein Perfusionist und eine Pflegekraft durch das vom Krieg verwüstete Land“, berichtet Professor Todurov weiter. „Da die Kliniken und Krankenhäuser im ganzen Land nicht über die spezielle Ausrüstung für eine Herztransplantation verfügen, bringt das Team Ausrüstung und Material mit. Der Bus bietet Platz für vier Boxen pro Dienst sowie für eine Bypass-Maschine, eine Herz-Lungen-Maschine, Wärme- und Kühlgeräte, Perfusionssysteme, Monitore und chirurgische Geräte.“

Todurov und sein Team bereits 2020 zu Gast in der MHH

„Die Herztransplantation in Kriegszeiten ist eine enorme Leistung“, lobt der Direktor der MHH-Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie Prof. Dr. Arjang Ruhparwar. „Professor Todurov und sein Team haben bereits 2020 unsere Klinik besucht und Erkenntnisse vor allem im chirurgischen Bereich der Herz- und Lungentransplantation, Intensivversorgung und Nachsorge erhalten. Inzwischen hat sich ein enger Kontakt mit der MHH sowohl auf klinischer als auch auf Forschungsseite ergeben, speziell mit dem Institut für Transplantationsimmunologie.“

Gemeinsames Forschungsprojekt zu Transport von Spenderherzen

Im Sommer drohte der Transportwagen kaputt zu gehen. Prof. Dr. Christine Falk, Direktorin des Instituts für Transplantationsimmunologie, organisierte eine Spendenaktion für einen neuen Wagen und fuhr den Bus persönlich mit einem humanitären Hilfstransport nach Kyjiw zum Heart Institute. „Aus unserem persönlichen Kontakt ist ein gemeinsames Forschungsprojekt entstanden, um die Transportzeiten der Spenderherzen zu verlängern und so den Transport der Patientinnen und Patienten zu vermeiden. Todurovs Team testet derzeit spezielle Kühlboxen für Blutprodukte für den Transport der Spenderherzen, die eine konstante und kontrollierte Kühlung ermöglichen. Die immunologischen Auswirkungen dieser Methode auf den Schaden im Herzgewebe durch den Transport erforscht mein Team.“

Organkonservierung auch Thema beim Hannover Transplant Summit

„Organkonservierung und -perfusion ist in der Transplantationsmedizin ein hoch aktuelles Thema“, erklärt Prof. Dr. Moritz Schmelzle, Direktor der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie und Leiter des Transplantationszentrums. „Das gemeinsame Forschungsprojekt ist Teil der Exzellenzinitiative R-CUBE, in der es um Regeneration, Reparatur und Ersatz von Organen geht. Die Organkonservierung ist außerdem das zentrale Thema unseres Hannover Transplant Summit, das am 21. und 22. November 2024 im Medical Park stattfindet.“

Breite Unterstützung

Unterstützt wird der Besuch des Teams um Professor Todurov durch das MHH-Transplantationszentrum und die Volkswagen Stiftung.

Die Hilfslieferungen wurden unterstützt von Kolleginnen und Kollegen aus Kliniken in Hannover, darunter Dr. Martin Schott, Dr. Dirk Hahne, Dr. André Gottschalk, DIAKOVERE Friederikenstift, sowie durch Mariya Maksymtsiv und Pfarrer Roman Maksymtsiv aus der Gemeinde St. Wolodymyr in Hannover.

Internationales Treffen zu Transplantation

Das „Hannover Organ Transplant Summit 2024 – Current Trends in Translational Research“ findet am 21. und 22. November 2024 statt. Bei dem Symposium präsentieren Expertinnen und Experten der MHH sowie aus dem In- und Ausland aktuelle Forschungsergebnisse, unter anderem zu den Themen Transplant Oncology, Graft Remodeling und Xenotransplantation. Tagungsort ist die Rotunde im Medical Park Hannover.

Weitere Informationen: https://www.hannover-transplant-summit.org

Text: Inka Burow

Niedersächsischer Forschungsinkubator Institute for Biomedical Translation (IBT) unterstützt MHH-Projekt Bacta Implants mit 770.000 Euro


Das Institute for Biomedical Translation (IBT) will biomedizinische Spitzenforschung in die klinische Praxis bringen. Dafür hat das IBT in der zweiten Förderrunde Anschubfinanzierungen in Höhe von mehr als 1,6 Millionen Euro vergeben. Neun Forschungsvorhaben haben an der Endrunde des Wettbewerbs um die Fördermittel teilgenommen, zwei Sieger kürte jetzt die Jury. Einer davon ist das Projekt Bacta Implants unter der Leitung von Privatdozentin Dr. Verena Scheper, Wissenschaftlerin an der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde (HNO) der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Gemeinsam mit ihrem Team entwickelt sie Implantate für die Behandlung von Hörstörungen. Das Projekt wird vom IBT nun mit rund 770.000 Euro über zwei Jahre unterstützt. „Diese Förderung ermöglicht uns, eine klinische Studie durchzuführen, um beweisen zu können, dass unsere Idee funktioniert“, sagt PD Dr. Scheper. Auch MHH-Präsident Professor Dr. Michael Manns freut sich über den Erfolg: „Die Translation von klinischer Spitzenforschung in die Anwendung ist der Motor für eine bessere Krankenversorgung. Das IBT beschleunigt diesen Transfer als Inkubator durch die Start-up-Förderungen.“

Freut sich über den Sieg beim IBT-Start-up-Wettbewerb: Das Team des MHH-Projekts „Bacta Implants“ (von links) mit PD Dr. Verena Scheper, Martina Knabel und Annika Buchholz. Copyright: Marek Kruszewski

Implantat setzt lokal Wirkstoffe frei


Bacta Implants ermöglicht die gezielte Abgabe von Wirkstoffen in schwer zugängliche Bereiche des Körpers. Das erste Ziel der Plattformtechnologie ist die Bekämpfung von Hörsturz. Im 3-D-Druck mit einem Bio-Plotter entsteht dabei aus Silikon ein elastisches Implantat, das einen Wirkstoff gegen Hörverlust enthält und exakt auf die individuelle Patientenanatomie angepasst ist. Das Implantat lässt sich unter örtlicher Betäubung über einen kleinen Schnitt am Trommelfell direkt in die sogenannte Rundfensternische einsetzen, die das Mittelohr mit dem Innenohr verbindet. Bislang wird ein Hörsturz durch Tabletten oder durch Spritzen behandelt. Das Problem dabei ist, dass so nur geringe Anteile der eingesetzten Wirkstoffe ins Innenohr gelangen. Daher ist entweder die Heilwirkung zu gering oder die Dosis muss so hoch sein, dass unerwünschte Nebenwirkungen entstehen. „Beides kann durch unser Implantat vermieden werden, weil der Wirkstoff keinen Umweg nehmen muss und sich gezielt an der richtigen Stelle entfalten kann“, betont PD Dr. Scheper.

Individuelle Heilversuche bereits erfolgreich


In individuellen Heilversuchen wurde das Rundfensternischen-Implantat (RNI) bereits wirksam an Patientinnen und Patienten nach einem Hörsturz erprobt. Doch bevor PD Dr. Scheper mit ihren beiden Kolleginnen aus der HNO-Klinik ein eigenes Unternehmen gründen und ihre innovative Entwicklung in die Anwendung bringen kann, muss das Team in einer klinischen Studie nachweisen, dass das RNI das Medikament tatsächlich an das Innenohr bringt. „Diese erste Studie ist Voraussetzung, damit wir eine Zulassungsstudie durchführen können“, sagt die Wissenschaftlerin. Nun freut sie sich gemeinsam mit ihren Kolleginnen darüber, dass die Siegprämie aus dem IBT-Start-up-Wettbewerb ihnen diesen Nachweis finanziell ermöglicht.

An der zweiten Wettbewerbsrunde des Institute for Biomedical Translation (IBT) Lower Saxony haben jeweils drei Projekte der MHH, der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) teilgenommen. Neben dem Projekt Bacta Implants hat das HZI-Projekt PROTON die Jury überzeugt. Es entwickelt eine Technologie zur Verhinderung von gefährlichen bakteriellen Infektionen und erhält eine Förderung von rund 890.000 Euro.

Service:

Die Pressemeldung des IBT finden Sie hier.

Weitere Informationen erhalten Sie bei PD Dr. Verena Scheper, scheper.verena@mh-hannover.de.

Text: Kirsten Pötzke

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20 Kinder verbrachten am 25.04.2024 einen aufregenden Zukunftstag im Niedersächsischen Zentrum für Biomedizintechnik und Implantatforschung, wo sie faszinierende Einblicke in die Welt der Implantatforschung erhielten. So lernten die Schüler*innen unter anderem wie Zellen tauben Patienten helfen können, das Licht in die Zelle kommt und wie Blut besser konserviert werden kann.  Wie im letzten Jahr konnten wir auch dieses Mal wieder ein Angebot für ukrainische Schüler bereitstellen. Es war eine inspirierende Erfahrung für alle Beteiligten!

Von Bärbel Hilbig

Menschen mit Hörproblemen sind schnell isoliert, abgeschnitten von Gesprächen, auch weil die Umgebung vielleicht gar nicht von ihrer Einschränkung weiß. Wie Schwerhörige wieder oder einfach besser hören können, ist das große Thema der Forscherinnen und Forscher im niedersächsischen Exzellenzcluster „Hearing4all“, auf Deutsch „Hören für alle“. Die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) konzentriert sich dabei auf Verbesserungen rund um Hörimplantate.

Ein Beispiel: Cochlea-Implantate sind eine etablierte Technik, um Menschen mit mittelgradigem Hörverlust bis völliger Taubheit zu helfen. Die elektronische Hörprothese wird dafür operativ im Schädelknochen hinter dem Ohr eingebettet. „Der anspruchsvollste Schritt besteht darin, die anhängende Elektrode in die empfindliche Struktur im Innenohr einzuführen, damit sie dann frei in der Hörschnecke hängt“, berichtet Forschungsgruppenleiter Thomas Rau. Das muss sehr vorsichtig geschehen.

Sensor hilft bei der Operation

Denn bei einer minimalen Verletzung könnte der Patient sein Restgehör verlieren. „Manche Patienten entscheiden sich deshalb gegen eine Operation“, sagt Mitarbeiter Georg Böttcher-Rebmann.

Bisher müssen Chirurgen beim Einführen der dünnen und biegsamen Elektrode auf ihr Gefühl vertrauen. Der Widerstand, auf den sie reagieren müssen, ist allerdings kaum zu spüren. Georg Böttcher-Rebmann hat dafür ein Werkzeug mit Kraftsensor entwickelt, der die auf das Implantat wirkenden Kräfte misst. Der Prototyp wird jetzt in einer klinischen Studie mit Patienten getestet.

Vier prestigeträchtige Exzellenzcluster sind 2019 in Hannover gestartet.

Federführend beim Exzellenzcluster „Hearing4all“ ist die Universität Oldenburg, die MHH ist maßgeblich beteiligt, außerdem die Leibniz Universität. Allein in Hannover forschen 15 Arbeitsgruppen direkt im Verbund, weitere kooperieren. An der Leibniz-Uni entwickeln Chemiker etwa Beschichtungen für Cochlea-Implantate, die entzündungshemmende Medikamente speichern und nach der Operation freisetzen.

Bund und Land zahlen seit 2019 für sieben Jahre 55 Millionen Euro, davon gehen 23 Millionen nach Hannover. Die MHH hat seitdem außerdem fast 15 Millionen Euro zusätzliche Fördermittel eingeworben.

Quellenangabe: HAZ vom 02.04.2024, Seite 11 

Bild: Tim Schaarschmidt

Auf den Gesundheitswochen im Aufhof waren Arbeitsgruppen aus dem Niedersächsischen Zentrum für Biomedizintechnik und Implantatforschung präsent, um den Bürger:innen Einblicke in ihre Forschungsarbeit zu geben und Wissen zu vermitteln. Durch interaktive Präsentationen und informative Gespräche gelang es den Arbeitsgruppen, das komplexe Thema der Biomedizintechnik und Implantatforschung verständlich und greifbar zu machen. Die Besucher hatten die Möglichkeit, sich über neueste Entwicklungen und Technologien zu informieren und Fragen zu stellen, wodurch ein reger Austausch zwischen Wissenschaftlern und der Öffentlichkeit entstand. Die Veranstaltung trug dazu bei, die Bedeutung dieser Forschungsbereiche für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen zu betonen und das Verständnis dafür in der breiten Öffentlichkeit zu fördern.

Titelbild: ©Karin Kaiser/MHH

Am 30.1.24 fand sehr erfolgreich im NIFE die 3. Veranstaltung in der Reihe ´Digital Implant Innovation Forum´ eine Veranstaltung mit 12 Vorträgen zu allen Aspekten des Tissue Engineering´ (TE) sowie mit Poster-Veröffentlichungen einzelner Gruppen in und um das NIFE herum statt. 

Für den Vorstand des NIFE waren Prof. Holger Blume und Prof. Meike Stiesch anwesend, der Präsident der MHH, Herr Prof. Manns, sprach mittags ein Grußwort, indem er die multidisziplinäre Forschungsarbeit des NIFEs und insbesondere den Wert für die hochqualitative Nachwuchsausbildung an Wissenschaftlerinnen hervorhob. Das TE unterliegt letztlich denselben „harsh conditions“ wie menschliche oder auch tierische Transplanate, mit hohen Qualitätsanforderungen in Hinblick auf die Funktion, Strategien zum Funktionserhalt und zur immunologischen Verträglichkeit beim Empfänger, hierzu gab es einige Übersichts-Vorträge. In der sehr erfolgreich und dicht gestalteten Veranstaltung kamen außerdem Themen aus der Grundlagenforschung zu neuen Möglichkeiten der autologen Zellgewinnung und – expansion aus verschiedenen Körperzellnischen und zur immunogenen Maskierung zur Vermeidung von Abstoßungen zur Sprache, aber auch ganz innovative Möglichkeiten des Sauerstoff- oder pH-Monitorings im oder am Gewebe, sowie ganz neue Implantatkonzepte wie Carbonanotubes zur Herzmuskelunterstützung oder zum Energy Harvesting im Körper. Einige der vorgestellten Neuentwicklungen könnten möglicherweise einen Quantensprung in der Herstellung von Implantaten ermöglichen, wie z. B. der hochaufgelöste 3D-Druck bei der Scaffoldproduktion, gestützt durch die technischen Entwicklungen bei Bioprinterherstellern und durch intelligente ingenieurwissenschaftliche Innovationen. Das Forscherteam im NIFE kam in engeren Austausch mit anderen Forschern aus LUH und MHH sowie der TU Dresden und mit Vertretern kleinerer, aber auch größerer Firmen. In einer spannenden Podiumsdiskussion wurde zusammen erörtert, wie Ergebnisse aus den Forschungsaktivitäten zum TE in Deutschland und in Europa rasch in den industriellen und klinischen Transfer zu bringen sind und welche Hürden, auch finanzieller Art,  es hier zu überwinden gibt. Abschließend wurden die eingeladenen Podiumsteilnehmer aufgefordert, ihre Motivation zum Transfer von neunen TE-Produkten in Industrie und Klinik für die R&D Community  auf einen Punkt zu bringen. Beispielhaft dafür war das sinngemäße Zitat von Dr. Teepe,  CellTro, (Spin-Off, Dresden) genannt „Think big – and never give up!“.

Wir freuen uns auf die nächste Veranstaltung dieser Reihe die für den Herbst 2024 geplant ist.

Mann erhält individuell mit 3D-Drucker angefertigtes Implantat, das zudem Medikamente abgibt

Erstmals hat die HNO-Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) einen erwachsenen Patienten mit einem individuell angepassten Implantat für den äußeren Gehörgang versorgt. Das Implantat ist im 3D-Druck hergestellt und zusätzlich so konzipiert, dass es kontinuierlich und lokal einen Wirkstoff freisetzt, um die Heilung zu beschleunigen. „Wir haben damit die Tür geöffnet zu einer neuartigen und zukunftsweisenden Patientenversorgung“, erklärt HNO-Klinikdirektor Professor Dr. Thomas Lenarz. Die MHH ist die weltweit erste Klinik, die ein Implantat auf die individuelle Anatomie des Patienten angepasst mit dem Desktop Health 3D-Bioplotter herstellt und durch Wirkstoffzugabe funktionalisiert hat. 

Der nun damit versorgte Patient litt an einer wiederkehrenden Verengung des Gehörgangs, die mehrfach operativ versorgt wurde, ohne den gewünschten Erfolg zu zeigen. Das jetzt eigens hergestellte Implantat ermöglicht sowohl eine Stentfunktion als auch eine Medikamentenabgabe. „Die erste Nachkontrolle ist schon sehr vielversprechend verlaufen“, berichtet PD Dr. Verena Scheper, deren Team der Pharmakologie des Innenohres der HNO-Klinik das Implantat entworfen und mit dem 3D-Bioplotter Manufacturer Series hergestellt hat. 

Individuell angepasst mit dem Desktop Health 3D-Bioplotter: das Hörgangsimplantat. Copyright: Desktop Health.

Bei dieser Versorgung handelt es sich um einen individuellen Heilversuch, da der Patient mit konventionellen Möglichkeiten austherapiert ist. Die Finanzierung wird durch die motivierte HNO-Klinik getragen.

Die HNO-Klinik der MHH ist international bekannt für das weltweit größte Cochlea-Implantat-Programm zur Versorgung schwerhöriger Patientinnen und Patienten. Bereits 1984 wurde hier die erste CI-OP durchgeführt. 2003 wurde das Deutsche HörZentrum Hannover eröffnet. Bis heute hat die Klinik mehr als 11.111 Betroffene mit einem Cochlea-Implantat versorgt. Weitere Schwerpunkte bestehen im Bereich der Hörgeräteversorgung und deren Weiterentwicklung, der Früherfassung kindlicher Schwerhörigkeit, der Diagnostik und Behandlung von Innenohrschwerhörigkeiten einschließlich Tinnitus.

Text: Daniela Beyer

Veröffentlicht unter: https://www.mhh.de/presse-news/mhh-setzt-weltweit-erstes-innovatives-implantat-in-gehoergang-ein

Im Rahmen des diesjährigen Knowember der Wissenschaft veranstaltete das NIFE und der Sonderforschungsbereich SIIRI eine interessante Reise durch die faszinierende Welt der Biomedizintechnik und Implantatforschung. Die Besucher erlebten erkenntnisreiche Einblicke, tauchten tief in innovative Forschungsprojekte ein und erfuhren mehr über die neuesten Entwicklungen auf diesem Gebiet. Die  Veranstaltung war äußerst erfolgreich, und die positive Resonanz der Teilnehmer spiegelt die Begeisterung für die wegweisenden Arbeiten  der Forscher*innen im NIFE wieder.

Wir freuen uns auf den Knowember der Wissenschaft 2025,  NIFE und SIIRI sind wieder dabei!

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